Reisen zu Corona-Zeiten – eine gute Idee?
Vorbereitungsphase
Warum habe ich mir Namibia ausgesucht? Namibia gehört zu den wenigen afrikanischen Ländern, die laut RKI kein Risikogebiet sind. Ich habe Kinder, die zur Schule gehen und eine Firma zu leiten, aus diesem Grund wollte ich eine mögliche Quarantäne im Anschluss der Reise vermeiden. Namibia bietet gerade für Selbstfahrer einzigartige Erlebnisse, von der Tierwelt über die Wüste bis hin zum Atlantik. Durch den attraktiven Wechselkurs ist Namibia für viele völlig unerwartet die einmalige Gelegenheit, den sonst nur schwer erreichbaren Traum, eine Reise nach Afrika in Erfüllung gehen zu lassen. Und mindestens genauso wichtig, war für mich die Sonnengarantie im Vergleich zum tristen Grippeherbst in der Heimat.
Wichtig für die Einreise, ein aktueller Covid-19 Test, der nicht länger als 72h alt sein darf. Ich bin an einem Donnerstag Abend von Frankfurt geflogen mit Ankunft 08:00 Uhr morgens in Windhoek, den Test habe ich am Dienstag Vormittag um ca. 11:00 Uhr in meiner Heimatsstadt gemacht (Kosten liegen bei ca. 60 - 160 Euro) und am Mittwoch früh bekam ich mein negatives Ergebnis in deutscher Sprache. Englisch war leider auf Nachfrage im Labor nicht möglich, irgendwie typisch für meine Heimat-Region. Wenn möglich, dann empfehle ich einen Test in englischer Sprache, um eventuelle Nachfragen an der Grenze aus dem Weg zu gehen. Wie mir von Reisenden berichtet wurde, ist der Test am Frankfurter Flughafen bei einem längeren Zwischenstopp eine gute Alternative.
Desweiteren empfehle ich vor der Reise eine Zusatz-Covid Versicherung abzuschließen. Mit nur 5 Euro konnte ich den Fall absichern, dass bei einem positiven Ergebnis, die Stornierungskosten der Reise von der Versicherung rückerstattet werden.
Eine Auslands-Reisekrankenversicherung muss abgeschlossen werden. Am Check-In Schalter musste ich den Nachweis dazu erbringen.
Zusätzlich muss jeder Reisende ein Dokument zu Gesundheitsfragen ausfüllen, dass man sich vor Reiseantritt auf folgender Webseite herunterladen sollte. www.namibiatourism.com.na
Dann sind natürlich die normalen Einreiseformalitäten zu beachten, wie gültiger Reisepass (min. 6 Monate nach Ausreise) mit genug leere Seiten. Das auswärtige Amt informiert genau über die Modalitäten und auch eventuellen Impfungen und Malariaprophylaxe.
Flug von Tegel nach Frankfurt und weiter nach Windhoek
Es war ein Abschiednehmen vom Flughafen Tegel, mein letzter Flug von dort, irgendwie sehr emotional. Wie oft bin ich von hier in tolle Urlaubsziele gestartet. Auf dem Rückweg erwartet mich dann der neue BER, ich bin gespannt.
Beim Check-In musste ich alle erforderlichen Unterlagen einreichen: Pass, Covid-Test, Nachweis der Reiseversicherung, ausgefülltes Gesundheits-Dokument. Der Flieger war gut gefüllt und nicht jeder hatte einen Covid-Test vorzeigen müssen, da innerdeutsche Reisen dies nicht erfordern. Alle trugen einen Mund-Nasen-Schutz. Vielleicht wäre die Bahn eine bessere Alternative gewesen? Ich weiss es nicht.
In Frankfurt hatte ich mehrere Stunden Aufenthalt. Es waren nur noch einige Shops geöffnet, die Restaurants waren leider alle zu. Mund-Nasen-Schutz auch hier verpflichtend. Aber so langsam habe ich mich an das Ding gewöhnt. Dann der Check-In. Mein Abflug-Gate war voll. Alle wollten reisen, ich war erstaunt. Es gibt sie also noch, die Touristen.
Ich war sehr angespannt, denn ich hatte nur den Covid-Test in deutscher Sprache. Hoffentlich lassen sie mich damit durch. Es hat geklappt. Es gab sehr strenge Kontrollen. Ohne negativen Test, kein Flug. Mit diesem Gedanken in meinem Kopf fühlte ich mich sicher. Die Wahrscheinlichkeit sich in diesem Flieger anzustecken, war dadurch sehr gering.
Auch im Flieger war der Mund-Nasen-Schutz ein Muss. Nur zum Essen und Trinken, konnte man ihn entfernen. Es gab Abendessen und Frühstück, allerdings sind einige der liebgewordenen Dinge wie frische Brötchen oder Rührei vom Tablett verschwunden. Dafür fehlte es nicht an Desinfektionstüchern. Leid tat es mir um das viele Verpackungsmaterial, aber in der Covid-Zeit wohl kaum zu vermeiden.
Der Tag 1 war schon mit mittelgroßen Herausforderungen verbunden, aber bot auf jeden Fall kein Grund meine Reise anzuzweifeln.
Von Windhoek nach Sossusvlei
Die Ankunft war unspektakulär. Überpünktlich sind wir im sonnigen Windhoek gelandet und wurden vom freundlichen Flughafenpersonal, ebenfalls mit Mund-Nasen-Schutz begrüßt. Die erste Überraschung im Vergleich zu Deutschland gab es beim Eintreten in die Ankunftshalle. Jeder Reisende mußte sich vor der Passkontrolle die Hände desinfizieren.
Auch hier gab es wieder Rückfragen zu meinem Gesundheitszustand und meinem Corona-Test-Ergebnis. Ich zückte also meinen vorher ausgefüllten Fragebogen und den Corona-Test in deutscher Sprache aus der Tasche. Leider weist für Nicht-Muttersprachler der Ausdruck „nicht nachweisbar“ nicht sofort auf einen negativen Test hin. Nach meinen Erklärungsversuchen, konnte ich dennoch sehr zügig passieren. Das Gepäck kam schnell und der Fahrer wartete ebenfalls mit Mundschutz und dem obligatorischen Namensschild.
Ich war glücklich angekommen zu sein. Nach der kurzen Fahrt in die Stadt konnten wir den Geländewagen in Empfang nehmen. Die Abfertigung verlief sehr persönlich und schnell…wir waren die einzigen Gäste. Um uns beim Fahren auf den langen Pisten abwechseln zu können, haben wir beide Führerscheine registrieren lassen. Der internationale Führerschein wurde nicht verlangt. Er ist aber für möglich Polizeikontrollen empfohlen. Ich hatte meinen gerade abgelaufenen internationalen Führerschein Zuhause ganz unbürokratisch einen Tag vor der Abreise noch neu ausstellen lassen. Jetzt noch schnell vor der ersten langen Fahrt in der nahegelegenen Mall mit Reiseproviant versorgen. Auch hier erwarten uns die schon fast vertrauten Desinfektionsspender und ausschließlich Menschen mit Gesichtsmasken. In zwei Geschäften wurde sogar die Körpertemperatur an der Handfläche gemessen, 35,5 Grad.
Spontan haben wir uns dann noch für einen kleinen Lunch im Restaurant in der Shopping-Mall entschieden. Frischgepresste Gemüse-Smoothies und leckerer Cappuccino auf dem Sonnendeck gaben uns ein fast vergessenes Urlaubsgefühl. Gut gerüstet konnten wir nun die 4-stündige Fahrt in unser erstes Resort in Sossusvlei antreten.
Ich war gespannt auf den Empfang in der Sossusvlei Lodge, die ich zum letzten Mal vor 14 Jahren gesehen hatte. In den öffentlichen Bereichen das vertraute Bild. Alle Angestellten bewegten sich auf dem gesamten Gelände mit Mund- und Nasen-Schutz. Die wenigen Touristen nur in den geschlossenen öffentlichen Bereichen.
Aufgrund der wenigen Gäste vor Ort, gab es immer den First-Class Seat, egal ob am Pool, auf der Terrasse oder am Bungalow mit wunderbaren Ausblick in die namibische Wüstenlandschaft. Auch die Beratung zu Aktivitäten für den Folgetag war spontan und ohne Anstehen möglich. Unsere Wahl fiel auf einen Besuch der Sanddünen in eigener Regie und ein geführten Sundowner am späten Nachmittag. Zum Dinner gab es ein 5-Gang a la Carte Menü.
Namib Wüste - Sossusvlei
Das Aufstehen um 05:45 Uhr morgens fiel schon schwer, aber die Vorfreude auf die Wüstenlandschaft machte die Müdigkeit zunichte. Ausgestattet mit einem großen Picknick-Korb, den wir am Vorabend bestellt hatten, ging es in nur 5 Minuten entfernten Eingangstor nach Sossusvlei. Entgegen den üblichen Autoschlagen und stundenlangen Wartezeiten, konnten wir sofort passieren. Auf der einstündigen Fahrt zum Endziel konnten wir bereits die ersten afrikanischen Tiere sehen, selbst eine seltene braune Hyäne kreuzte unseren Weg. Auf dem Parkplatz zum Dead-Vlei standen bei unserer Ankunft gerade mal 5 Geländewagen. Dort wo sich üblicherweise hunderte von Touristen für den Fußmarsch versammeln, war es menschenleer. Lediglich ein Park-Ranger sprach uns mit der Bitte an, unseren Kompressor nutzen zu dürfen. Wir halfen gerne aus.
Ausgerüstet mit reichlich Trinkwasser, Sonnenschutz und Fotokamera machten wir uns auf den Weg, die Dünen zu erklimmen. Das Farbenspiel beim Aufstieg änderte sich mit jedem Schritt und war atemberaubend. Verbunden mit der an diesem Ort unüblichen Stille, war dies eine einmalige Erfahrung. Mir kam der Gedanke, dass Covid wohl nicht nur schlechte Seiten hat…
Nach unserer 2-stündigen Wanderung und zurück zum Auto konnten wir es nicht erwarten, den prall gefüllten Picknick-Korb zu öffnen. „Tischlein deck dich“ war die Devise. Bei Kaffee, Müsli, Toast und frischen Früchten kamen wir mit einem jungen Pärchen aus der Nähe von Köln ins Gespräch. Ich nutzte meine Chance für eine spontane Befragung und konnte erfahren, dass sie sehr glücklich mit ihrer kurzfristigen Entscheidung waren, der Situation Zuhause bewusst den Rücken gekehrt zu haben. Ihre berufliche Situation ermöglichte es ihnen sogar, noch weitere Optionen für eine Aufenthaltsverlängerung auszuloten. Remote-Office aus Afrika – was für eine tolle Idee. Schade, dass dieses Privileg nicht jedem unserer Kunden vergönnt ist.
Als die Sonne den höchsten Stand erreichte, ging es für uns wieder zurück zur Lodge. Wir relaxten ein wenig am Pool und werteten die zahlreichen Fotos aus.
Für die gebuchte Sundowner-Fahrt trafen wir uns am frühen Abend mit dem Ranger der Lodge und zwei weiteren Gästen, die, wie ich erfuhr, aus Berlin kamen und für eine Fernsehproduktion in Namibia verweilten. Natürlich wollte ich auch hier wissen, wie sie mit der Covid-Situation umgehen. Trotz ihres Versprechens ihren Freunden über Reisen in Covid informiert zu halten, hatten sie sich gegen Postings in sozialen Medien entschieden, um nicht mit möglicher Kritik aus der Heimat konfrontiert zu werden. Was mir bei beiden Interviewpartnern an diesem Tag auffiel: je größer das Wissen über Afrika desto kleiner die Bedenken auch in Covid-Zeiten wieder hierher zu reisen. Beide Pärchen waren sehr reiseaffin und wussten Afrika gut einzuschätzen. Ich habe mich gefragt, wie man Menschen mögliche Ängste nehmen kann, die noch nie auf diesem Kontinent waren. Eine Antwort habe ich noch nicht.
Während der Sundowner-Fahrt entschieden wir uns, den Mund-Nasen-Schutz abzunehmen. Wir waren alle einstimmig der Meinung, dass in einem offenen Geländewagen, die Luftzirkulation so gut funktioniert, dass keine mögliche Ansteckungsgefahr besteht. Unser Ranger allerdings behielt den Schutz weiterhin auf, was aber kein Problem war, uns an vielen Beispielen die Fauna und Flora in der Wüstengegend zu erklären. Anschließend wurden wir mit Snacks und Getränken an einem traumhaft gelegenen Hotspot überrascht. Mit einem Glas Sekt in der Hand beobachtete ich den Sonnenuntergang. Ein unbeschreibliches Gefühl überkam mich, es hatte etwas von Freiheit und Leichtigkeit.
Aus der Wüste an die Küste von Swakopmund
Heute hieß es Abschied nehmen von der einmaligen Wüstenlandschaft. Auf der vierstündigen Pistenfahrt durch zum Teil mondähnliche Landschaften begegneten uns nur sehr wenige Autos. Erschöpft von der langen Fahrt, jedoch glücklich am Küstenstädtchen Swakopmund angekommen zu sein, checkten wir ganz unspektakulär in unserer neuen Herberge, dem Strand Hotel Swakopmund, ein. Auch hier das gewohnte Bild, Mund-Nasen-Schutz beim Personal, Desinfektionsspender am Eingang und in den Fahrstühlen. Das Wetter war angenehm und die frische Brise auf der Haut tat nach dem heißen Wüstensand außerordentlich gut.
Am Abend trafen wir uns mit Regine und Joel von den African Vocals, einem traditionellen Chor aus dem Township im Ort, der es mit seinen talentierten Sängern bereits geschafft hatte, mehrere Male durch Deutschland zu touren. Bei einem Essen in einem nahe gelegenen Fischrestaurant mit mundschutzbekleideten Kellnern an der Seite erzählten uns die beiden über die Schwierigkeiten, die die Touristenflaute mit sich bringt und dass die Möglichkeiten, ein Einkommen zu erarbeiten, äußerst beschränkt sind. Die Menschen sind sehr verzweifelt, es geht ums Überleben, erzählt uns Regine sehr emotional. „Ich kann mir das gut vorstellen“, war meine Bemerkung dazu, aber Regine erwiderte „Nein, das kannst du dir nicht vorstellen“. Ich bin nachdenklich und frage mich, wie lange die Menschen diese Situation mit nur einem Bruchteil Ihres Einkommens durch den Wegfall der Touristen noch aushalten können. Sofort kamen wir ins Philosophieren und entwickelten dabei neue Ideen, wie Venter Tours die African Vocals in die zukünftigen Tourenprogramme einbinden kann. Ich war beeindruckt von den Geschichten, die uns Joel erzählte, wie seine Karriere im deutschen Männergesangschor in Swakopmund begann, seine erste Reise nach Europa und der unendlichen Sehnsucht, endlich wieder vor Menschen auftreten zu können.
Voller neuer Ideen verließen wir bei frischen 16 Grad unsere Freunde und planten den kommenden Tag. Dieser startete nach einem kurzen Fitness-Lauf entlang der Atlantikküste mit Arbeit. Schließlich soll mein Blog ja zeitnah die Menschen in Deutschland erreichen. Ich machte es mir auf meinem Balkon mit Meerblick und einer Tasse Kaffee gemütlich und begann meine Story zu schreiben, die zahlreichen Fotos zu sortieren und den Inhalt auf unserer Webseite einzustellen. Plötzlich kam mir der Gedanke, dieses schöne Remote-Office noch länger zu nutzen. Ist das vielleicht auch eine „Reise“-Alternative in diesen schwierigen Zeiten? Für diejenigen, die aktuell flexibel sind, gibt es viele gute Gründe, die solch eine Idee attraktiv machen. Guter Internetzugang, freundliches Personal, sehr niedrige Lebenshaltungskosten, gutes Essen, keine Zeitverschiebung und verbunden mit der Möglichkeit, jederzeit einen spontanen Ausflug mitten in Afrika machen zu können. Ich bespreche die Idee sofort mit meinen Kollegen in Deutschland und wir beschließen, dies schnellstmöglich als Option für unsere Kunden anzubieten und attraktive Pakete zu schnüren.
Nach getaner Arbeit war es nun an der Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang. Wir schlenderten durch die teils menschenleeren Straßen von Swakopmund. Wir vermissten das Flair, es fehlten das Stimmengewirr der Menschen und die interessanten Begegnungen in den Geschäften oder Cafés. Swakopmund erinnerte uns in diesem Moment eher an eine ausgestorbene Goldgräber-Stadt, die erst wieder zum Leben erweckt werden muss. Noch heute ist die deutsche Kolonial-Geschichte allgegenwärtig, von der Bismarck-Apotheke bis hin zum Biergarten. So verwunderte es nicht, dass wir im bekannten Restaurant Kückis Pub auf ein deutsches Touristenpärchen trafen. Die beiden Rentner aus Hessen und Berlin sind absolute Reiseprofis und erkunden schon seit Jahren mit ihrem eigenen Camper-Van die entlegensten Ecken dieser Welt. Und Covid? Kein Thema bei dieser „Risikogruppe“. Sie wollen den kargen Norden Namibias bereisen und danach Südafrika besuchen. Nicht so allerdings bei ihren Freunden, denn sie sagten die Reise kurzfristig aufgrund der Covid-Situation ab. Es ist nun auch nicht Jedermann so erprobt, wie unsere Ü70-jährige Rentnerin, die in einer internationalen Berliner WG wohnt und im Rentenalter über ein Jahr auf Couch-Server-Tour ging. Zurück im Hotel gab es die Neuigkeiten zu den Ergebnissen eines hochwirksamen Impfstoffes und es kam sofort die Hoffnung auf, dass nun bald Swakopmund aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.
Von Swakopmund nach Palmwag ins Damaraland
Die Fahrt in den Norden nach Palmwag war lang und staubig. Ein Strauß überquerte urplötzlich unseren Weg. Die Landschaft wurde mit jeder Stunde immer karger und gefühlt waren wir das einzige Auto weit und breit. Am Wegesrand winkten uns immer wieder Himbas und Hereros zu, in der Hoffnung, dass wir anhalten und von ihren Souvenirständen kaufen. Auch Kinder hielten leere Wasserkanister hoch, um zu zeigen, dass sie durstig sind. Wir schwankten zwischen anhalten und weiterfahren, weil es schwer vorstellbar ist, wie man in dieser Gegend ohne Unterstützung der Touristen seine Familie ernähren kann.
Nach einer 5-stündigen Autofahrt begrüßten uns wenige Meilen vor dem Eingangstor bereits die ersten Giraffen. Was für ein schöner Anblick, wie sie majestätisch den Weg entlang stolzierten. Giraffen gehören zu meinen Lieblingstieren, sie schmücken schon seit 18 Jahren unser Logo. Ich konnte mich nur schwer losreißen, aber wir mussten weiter, denn die Sonne begann sich langsam zu verabschieden.
Endlich trafen wir in der abgelegenen Palmwag Lodge ein. Wie nicht anders zu erwarten, wurden wir hier mit einem netten Lächeln versteckt hinter einem Mund-Nasen-Schutz, Desinfektionsmittel in der einen Hand und unseren Willkommens-Cocktails in der anderen, begrüßt. Bei der Aufnahme unserer Personalien wurden die obligatorischen Fragen zum Wohlbefinden gestellt und die Temperatur an der Handfläche gemessen, “the same procedure like every time”.
Die Aussicht war wundervoll. Der Blick in ein ausgetrocknetes Wasserloch umringt von Palmen und eingeschlossen von den typischen Bergformationen, die das Damaraland ausmachen. Für den nächsten Tag buchten wir noch schnell das von der Palmwag Lodge angebotene Rhino Trekking, ein wirklich seltenes Erlebnis. Zum Dinner, welches ebenfalls à la carte serviert wurde, gesellte sich unser Guide. Er informierte uns über die Regeln für das morgige Trekking, kein Parfüm, naturfarbene Kleidung, festes Schuhwerk, Sonnencreme und vor allem großen Respekt vor den Tieren. Weiterhin erzählte er uns über die frei-lebenden Nashörner in der Gegend: sie hören gut, sie riechen gut, sie sehen schlecht, sie sind wild, sie sind schnell (bis 50 km/h), sie sind gefährlich. Trekking bedeutet Wanderung, wir sollten also zu Fuß den großen Tieren sehr nah kommen. Wir sind gespannt. Mit einem Glas Wein in der Hand verweilten wir noch ein wenig am Lagerfeuer. Wir trafen auf eine deutsche Rentnerin, die allein mit einem eigenen Reiseleiter unterwegs war. Sie genoss ganz sichtlich die Ruhe und Einsamkeit. Wir waren nur 4 Gäste, im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit war die Lodge mit ca. 60 Gästen ausgebucht.
Rhino Trekking und spektakulärer Besuch von Jumbo
Um 05:15 Uhr morgens klingelte der Wecker. Wir sprangen aus den Betten, wir waren aufgeregt und voller Erwartung. Wir wurden bereits herzlich von unserem Guide Erwin und seinem Lehrling Rodney begrüßt. Rodney, ein jahrelanger Guide im Etosha Nationalpark, lässt sich nun auch zum Rhino Trekker ausbilden. Nach einem kleinen Frühstück in der Lodge ging es auch schon los. Eingepackt in warmen Ponchios bestiegen wir den offenen Geländewagen, ein guter Schutz vor der morgendlichen kühlen Luft. Unterwegs sammelten wir noch zwei extra ausgebildete Rhino Trekker ein. Es ging nun über Stock und Stein, abseits der befahrenen Wege, mitten rein in die rot gefärbte Berglandschaft.
Es dauerte nicht lange, die Trekker erblickten weit in der Ferne vier Nashörner. Ich brauchte eine halbe Ewigkeit, um irgend etwas zu erahnen. Es war mir schon peinlich, dass ich nach 5 Minuten immer noch nichts erblickte. Mir wurde schnell klar, dass die Trekker eine ganz andere Augenschärfe besitzen, die der Gegend perfekt angepasst sein musste. Wir fuhren dichter ran und stiegen leise aus unserem Fahrzeug. Mit der Kamera in der Hand wanderten wir über die zahllosen Steine in Richtung der vier Nashörner. Sie grasten ganz gemütlich inmitten einiger Büsche. Mit regelmäßigen Fußstössen in den Sand konnten die Trekker immer wieder die Richtung des Windes kontrollieren. Von hier ging die größte Gefahr für uns aus. Als der Wind sich drehte, konnte wir uns durch den Schutz eines Busches bis auf 60 Meter an die Nashörner ranpirschen. Deutlich hörte man das Mahlen der Zähne beim Grasen. Wir standen wie erstarrt und wagten es nicht zu atmen. Was ist, wenn sie uns entdecken und auf uns losstürmen? Unsere Trekker und Guides waren ohne Waffen unterwegs, lediglich ein Stein in der Hand sollte die Rhinos bei Gefahr auf eine andere Spur lenken. Ebenso spannend wie das Beobachten der Rhinos war es, den Trekkern bei der Arbeit zuzuschauen, die sie mit viel Mut, Respekt und auch viel Freude nachgingen. Wir beobachteten, wir fotografierten.
Nach einer Weile machten wir uns auf Zehenspitzen leise auf den Rückweg. Ich kann es immer noch nicht glauben, diesen Tieren in der freien Wildbahn so nah gekommen zu sein – was für ein einmaliges Erlebnis. Während der Rückfahrt stoppten wir und zu unserer Überraschung wurde ein Tisch mit Snacks und Getränken aufgebaut. Bei Kaffee, Tee und Crackers konnten wir den Trekkern viele Fragen zu den Rhinos stellen. Wir erfuhren, wie schlimm das Rhino Poaching, also die Wilderei nach den Hörnern der Rhinos in Namibia zugenommen hat, wie sie bemüht sind, die Tiere mit ihrem Beobachtungs-Programm zu schützen. Durch die rückgängigen Einnahmen aus den Rhino-Trekking-Touren besteht die Gefahr, dass der Schutz kaum mehr gewährleistet werden kann.
Apropo Covid, keiner der Trekker hatte einen Mundschutz bei sich, außer unser Guide Erwin, der ihn stets brav am Handgelenk trug. Die einhellige Meinung der Einheimischen war, dass dieses Virus bei den heißen Temperaturen von über 30 Grad nicht überleben kann.
Zurück in der Lodge erwartete uns die nächste Sensation. Ich traute meinen Augen kaum, zwei Elefanten suchten den Weg zur Lodge und tranken genüsslich aus dem Pool und fraßen die Gräser aus dem Garten. Solche Erlebnisse kannte ich nur aus YouTube Videos und nun wurde ich selbst ein Teil davon. Wir erfuhren, dass der ältere Elefant mit seinen beachtlichen 40 Jahren Jumbo hieß und öfter der Lodge einen Besuch abstattete. Heute zum ersten Mal begleitete ihn sein Sohn, ein junger und noch recht agiler Elefantenbulle. Vielleicht sollte der Sohn ja einmal das Vermächtnis des Vaters übernehmen. Es war schon sehr lustig anzusehen als Jumbo seinen Rüssel über eine Bewässerungsanlage stülpte und das Wasser wie bei einer Nasenspülung in den Rüssel sprudelte. Was für ein cleverer Bursche, dachte ich. Nachdem nun auch der große Haufen zwischen zwei Chalets gemacht wurde, stapften die imposanten Dickhäuter über frisch gemachte Beete von dannen.
Tiererlebnisse im berühmten Etosha Nationalpark
Am Morgen verabschiedeten wir uns von der Lodge und von unserem Guide Erwin, der an den Tagen, wo keine Exkursionen aufgrund der fehlenden Touristen stattfinden, Stein auf Stein stapelte, um der Lodge ein schöneres Aussehen zu geben.
Um die stundenlange Fahrt durch die karge Landschaft interessanter zu gestalten, hörten wir die lustige Geschichte von Tommy Jaud „Hummeldumm“, eine Gruppenreise durch Namibia mit viel Witz und Komik erzählt. Nun war es auch wieder an der Zeit, den Tank unseres Fahrzeuges zu füllen. Wir stoppten an einer Tankstelle und im nu wurden wir von zwei freundlichen Himbas mit Körben voller handgefertigter Souvenire in Beschlag genommen. Ich war fest entschlossen, nichts zu kaufen, doch nach 5 Minuten Überzeugungsarbeit, lagen zwei Armreifen und zwei Schlüsselanhänger im Auto. Sicher half auch das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, denn genau die gleichen Schlüsselanhänger liegen schon bei mir Zuhause, ein übliches Mitbringsel von vergangenen Reisen. Ein letztes Bild von den Damen und weiter ging es zu unserem nächsten Ziel.
Am Nachmittag erreichten wir die erst neu erbaute Etosha Oberland Lodge. Vorbildlich trugen wir unseren Mund-Nasen-Schutz, doch bald wurde uns klar, dass wir die einzigen Gäste waren und wir uns irgendwie albern damit vorkamen. Zudem trug keiner der wenigen Angestellten der Lodge eine Maske, Covid schien in diesem Zusammenhang nicht wirklich ein Thema zu sein. Nur in der Auslastung merkte ich die Frustration. Nachdem die Lodge erst im März ihre Pforten öffnete, musste sie gleich wieder aufgrund des örtlichen Lockdowns schließen. Laut eines Mitarbeiters konnten nicht alle Arbeiter wegen der fehlenden Einnahmen weiter beschäftigt werden. Kurzarbeit wie in Deutschland existiert hier nicht, jeder muss selbst zusehen, wie er über die Runden kommt. Auf dem Gelände der Lodge grasten Gnus, einige Antilopen und ich konnte es kaum glauben, sogar einige Nashörner! Mit den Erlebnissen des Rhino Trekkings im Kopf war es ein unwirkliches Gefühl den Rhinos hier in der Lodge so nah zu sein.
Wir konnten es nicht abwarten und fuhren für die „goldene Stunde“ knapp vor Sonnenuntergang in den Etosha Nationalpark. Zu dieser Zeit sollen insbesondere die großen Katzen aktiv sein. Aber schon bald bemerkten wir, dass sich der Himmel zuzog und der erste große Regen der Saison einbrach. Wir fuhren zurück zur Lodge, wo uns der Chefkoch Erasmus mit einem wunderbaren Menü entschädigte. Wir hätten ihm sofort den Michelin-Stern verliehen.
Den nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, da wir mit Sonnenaufgang den gesamten Tag den berühmten Etosha mit seiner Vielfalt an afrikanischen Tieren erleben wollten. Kein Anstehen, keine Warteschlangen am Eingangstor was für Nicht-Corona-Zeiten eher unüblich ist. Wir fuhren durch die atemberaubende Landschaft und konnten jederzeit spontan einen Halt an einem der unzähligen Wasserlöcher einlegen. Beeindruckend, die Tiere auf ihrer vorsichtigen Annäherung an das kostbare Nass zu beobachten, immer auf der Hut vor möglichen Gefahren. Es war ein Kommen und Gehen. Zebras, Giraffen, Gnus, Springböcke aber auch Elefanten kreuzten unseren Weg. Im Kopf blieb uns vor allem ein eher unspektakuläres Bild, eine genüsslich badende Hyäne, die ganz allein etwa mehr als ein Dutzend Tiere eine gefühlte Ewigkeit davon abhielt, sich dem Wasserloch zu nähern.
Für meine Recherche war es mir auch wichtig, die im Park gelegenen staatlichen Camps zu besuchen. Ich war erschrocken, wie menschenleer die sonst so überfüllten Resorts Okaukujeo, Halali und Namuntoni waren.
Am Folgetag führte die Fahrt in Richtung Osten durch den Etosha Nationalpark zu unserem nächsten Ziel. Nach vielen weiteren Tiererlebnissen, einer knutschenden Giraffe und der traumhaften Aussicht auf die Etosha-Pfanne erreichten wir am frühen Nachmittag die erst im Juni fertiggestellte King Nehale Lodge. Zu unserer Überraschung trafen wir auf einige Gäste. Wir erfuhren später, dass die lokale Bevölkerung attraktive Angebote der Lodge nutzen konnte. Beim Check-In erfolgte das übliche Temperaturmessen am Handgelenk. Zum Abendessen wurde ein zur Zeit in Deutschland undenkbares Büffet präsentiert. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes war weder bei den Gästen noch bei den Kellnern erforderlich. Mit afrikanischen Rythmen und Gesang durch die Angestellten der Lodge wurde der laue Sommerabend verabschiedet.
Unser bisheriges Highlight der Reise erlebten wir auf einem Safari-Ausflug zum privaten Wasserloch der Lodge. Eine direkt angrenzende Baracke ermöglichte es uns, die Tiere in ungewohnter Nähe, außerhalb des Autos zu beobachten. Uns bot sich ein Naturschauspiel, wie man es nicht einmal aus dem Fernsehen kennt. Nacheinander stärkten sich drei Elefantenherden am Wasserloch. Als direkte Zuschauer gab es schwarze Nashörner, Giraffen und Zebras. Es war faszinierend zu sehen, wie die verschiedenen Elefantenfamilien miteinander kommunizierten und scheinbar existierende Regeln zwischen ihnen eingehalten wurden. Das Trompeten des Anführers war das Signal zum geordneten Abmarsch und Weiterziehen. Wie im wahren Leben gab es auch hier Ausreißer. Zwei junge Elefantenbullen lebten ihre Meinungsverschiedenheit aus und gerieten mit ihren Stoßzähnen aneinander, es krachte ziemlich laut. Mein. Dein. Afrika. – so wie wir uns das alle erträumen.
Auch am 3. Tag im Etosha liefen uns noch bisher nicht gesichtete Tiere vor die Kamera, Warzenschweine, Schildkröten und ein DikDik, die kleinste Antilope der Welt. Nur ein Löwe war uns nicht vergönnt, was die Wärterin am Ausgang des Parks dazu veranlasste, uns gleich wieder in den Park zurück schicken zu wollen. Sie meinte, dass dies bei so vielen Löwen im Park nicht akzeptabel sei. Wir schmunzelten etwas verlegen und fuhren weiter zum angrenzenden Onguma Game Reservat. Mit einer Körpertemperatur von 33 Grad durften wir das Gate passieren. Eventuell wurde ja die Außentemperatur gemessen, es war schon belustigend.
Im Onguma Tented Camp angekommen wurden wir vorbildlich mit Mund-Nasen-Schutz empfangen. Wie es der Zufall will, trafen wir auf ein Pärchen aus meiner Heimatstadt Neubrandenburg. Es waren die ersten Kunden, die wir in der Covid-Zeit nach Namibia schickten. Wir unterhielten uns lange über die derzeitig schwierige Situation in Deutschland und über das Gefühl, in dieser Zeit auf reisen zu gehen. Angst spielte bei den Neubrandenburgern keine Rolle, dafür aber eine gute Vorbereitung. Sie vermieden den Flug von Berlin nach Frankfurt und fuhren lieber in ihrem eigenen PKW die lange Strecke von Nord nach Süd. Sie erzählten uns begeistert über die vielen schönen Reise-Erlebnisse und dachten sogar über die Verlängerung ihres Aufenthaltes in Namibia nach. Am Ende eines sehr aufschlussreichen Gespräches präsentierten sie uns noch voller Stolz ihre Filmaufnahmen von drei imposanten Löwen, die am Vorabend durch das Reservat streiften. Purer Neid überkam mich! Aber das ist ja auch das schöne, dass in der Wildnis Afrikas nicht alles garantiert ist und durch solche Momente, die Erlebnisse einmalig werden. Teilweise wurden wir dann letztendlich auch entschädigt. Durch die Nacht begleitete uns ein mächtiges Löwengebrüll. Die Hyänen stimmten mit ihren lauten Rufen ein. Wie aufregend!
Leoparden Trekking bei der AfriCat Foundation
Mit etwas Wehmut verabschiedeten wir uns von der tierreichen Etosha-Gegend und machten uns nun auf den Weg gen Süden. Ich wollte noch unbedingt der AfriCat Foundation einen Besuch abstatten, denn das dortige Projekt ist für mich eine reine Herzensangelegenheit. Das Ziel der nicht-profitorientierten Foundation ist, das Leben der Leoparden und Hyänen im Reservat zu erforschen. Darüber hinaus gibt es in einem abgegrenzten Teil eine Auffang- und Pflegestation für hilfsbedürftige Geparden und Löwen. Interessant war zu hören, dass Ziele des Projektes durch die gewonnenen Erkenntnisse auch angepasst wurden. So hat man zum Beispiel gelernt, dass die in die Freiheit entlassenen Geparden letztlich im Hoheitsgebiet der Leoparden und Hyänen nicht existenzfähig waren. Für die Arbeit der Foundation hatte leider auch hier Covid negative Auswirkungen. So mussten alle Naturschutzprojekte unterbrochen werden. Laut Tristan, dem lokalen Manager, kann die Lodge nur wirtschaftlich überleben, wenn auf das absolut notwendige fokussiert wird.
Wir übernachteten in der Okonjima Lodge. Gleich im Eingangsbereich konnte man sich über die großflächigen Corona-Aufklärungstafeln informieren. Die Angestellten trugen im Check-In Bereich den Mund-Nasen-Schutz. Zum ersten Mal habe ich auch schützende Plexiglasscheiben gesehen. Desinfektionsständer überall. Hier nimmt man den Corona-Schutz besonders genau.
Am Nachmittag ging es auf unsere letzte Sundowner-Tour. Unsere Hoffnung war es, einen der seltenen Blicke auf einen Leoparden zu erhaschen. Mit einem Peilsender ausgestattet machten wir uns mit drei weiteren Gästen und unserem Tour-Guide Martin auf den Weg. Wir fuhren mit einem offenen Geländewagen durch schier unüberbrückbares Gelände. Plötzlich stand er vor uns. Es war mucksmäuschenstill, wir wagten es nicht, uns zu bewegen. Nur das Klacken der Fotoapparate war zu hören. Völlig unbeeindruckt trottete der Leopard an uns vorbei. Beim Blick in die funkelnden Augen, läuft mir ein kalter Schauer den Rücken herunter. Was passiert, wenn die Raubkatze sich von uns gestört fühlt… Doch der Leopard ist nicht aus der Ruhe zu bringen. Genüsslich positionierte er sich direkt vor unserem Fahrzeug und blockierte nun unsere Weiterfahrt. Hier im Busch wird ganz klar geregelt, wer das Sagen hat. Wir jedenfalls nicht. Gerade noch rechtzeitig kamen wir zu unserem Aussichtspunkt, wo die Sonne vor beeindruckender Kulisse am Horizont verschwand. Ein Abschluss wie aus dem Bilderbuch.
Gerade noch rechtzeitig kamen wir zu unserem Aussichtspunkt, wo die Sonne vor beeindruckender Kulisse am Horizont verschwand. Ein Abschluss wie aus dem Bilderbuch.
Unsere Reise geht zu Ende. Es ist Zeit ein Fazit zu ziehen. Reisen zu Corona-Zeiten – eine gute Idee?
Für mich persönlich beantworte ich diese Frage mit einem klaren „Ja“.
Das Urlaubserlebnis war trotz und sicher auch wegen der Hygienemaßnahmen einzigartig und unbeschwert. Gleichzeitig ergab sich durch die niedrige Zahl an Touristen und dem aktuell sehr guten Wechselkurs eine Kombination, die in „normalen“ Zeiten so unmöglich scheint. Hier ist Corona wohl Fluch und Segen zugleich. Ich leide mit den Menschen vor Ort, die wegen der ausbleibenden Touristen ihr Einkommen verloren haben, und gleichzeitig freue ich mich für die Natur, die zumindest eine kurze Atempause erhält. Was kann ich also den Menschen, die meinen Blog verfolgt haben und über eine Reise nachdenken, empfehlen? Letztlich muss die Entscheidung beim Leser bleiben.
Die Vorbereitung ist aufwendiger, der Flug nicht ganz so komfortabel wie gewohnt und an den Mund-Nasen Schutz haben wir uns auch in Deutschland noch immer nicht so richtig gewöhnt. Aber, die „Strapazen“ sind erträglich und spielen sich, wenn überhaupt, hauptsächlich im Kopf ab. Durch die Weite des Landes und die geringe Bevölkerungsdichte, das aktuelle Klima und die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen ist es aus meiner Sicht das Risiko einer Ansteckung im Vergleich zu Deutschland nicht erhöht. Mit Bewunderung habe ich die lokalen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wahrgenommen, aber ähnlich wie in Deutschland wurden diese nicht immer konsequent eingehalten.
Ich kann gut verstehen, wenn Menschen das Risiko einer Ansteckung nicht eingehen wollen. Ich persönlich denke, dass Menschen, die durch Covid verunsichert sind und Kontakte auf ein Minimum reduzieren wollen oder müssen, die Reise auf einen späteren Zeitpunkt verschieben sollten. Um Namibia zu genießen, ist es gut, den Kopf auch tatsächlich „abschalten“ zu können. Eine absolute Sicherheit ist leider nicht zu garantieren.
Mir kommt die Passage aus dem Hörbuch „Hummeldumm“ in den Sinn, als sich die deutsche Reisegruppe beim Weinabend stundenlang über die Gefahren durch Tierangriffe unterhält und der lokale Guide Rede und Antwort über mögliche Krankentransporte und Helikopterlandeplätze geben muss. Man stelle sich eine ähnliche Diskussion in einem Lokal in Deutschland vor. Undenkbar. Doch, wie steht es hier um das Risiko für einen Verkehrsunfall, ein Gläschen Wein ist doch erlaubt…
Mit diesem Vergleich lässt der namibische Reisebegleiter seine Gruppe nachdenklich zurück.